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Boning beehrt Möllemann - Komiker bei den Liberalen

Ob aus der Toyota-Werbung oder RTL-Samstagnacht, dieses Gesicht geht nicht spurlos an einem vorüber. Wigald Boning, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt: Gekämmt, gestriegelt und in topmodernem Outfit beeindruckte er am Dienstag die Gäste des 57. "Round table" des Liberalen Clubs Münster mit einem ´hochwissenschaftlichen` Vortrag.
Bereits eine Stunde vor dem Auftritt des Kultstars im ABC-Schützenhof drängelten sich die meist jüngeren Fans zu den begehrten Plätzen in der ersten Reihe. Und als er dann endlich in Begleitung von Gastgeber Jürgen W. Möllemann den Saal betrat, tobten die Massen. Aber noch immer war es nicht soweit, denn zunächst hatte der Bundesminister a.D. ein paar wichtige Dinge über den 30-jährigen Jungstar zum Besten zu geben. Schließlich sei Boning ja auch einer, der nach Höherem strebe, denn in einem bekannten deutschen Nachrichtenmagazin habe er wohl gesagt, dass er Politiker werden wolle. Und zwar selbstverständlich in der FDP. Außerdem sei es sein Herzenswunsch, einmal mit Möllemann Fallschirm zu springen. Nachdem der gebürtige Wildeshausener zunächst Journalist werden wollte, 1993 bei RTL-Samstagnacht gelandet ist und inzwischen auch mit "Lieder, die die Welt nicht braucht" und als Toyotamann Erfolg hatte, ist sein neues Ziel der BVB: Boning vor Bundestag.
Na, wenn dies kein Grund ist, das Wort zum Thema "Soziosedimentäre Thesen zur Situation des Liberalismus am Rande des zweiten Jahrtausends unter besonderer Berücksichtigung der Preispolitik in der Mähdrescherfertigung" an Wigald Boning zu reichen? Der gewandte Redner stieß mit Hilfe der wissenschaftlichen Abhandlung "Hanni und Nanni retten die Pferde" auch sehr schnell auf die wirklich wichtigen Probleme dieses Politikums. "Pferde haben kein Wahlrecht!", bemerkte er ganz richtig. "Also, setzt euch für die Pferde ein! Zu diesem Thema können sich die Parteien noch richtig engagieren, auch die FDP." Zu diesem Punkt meldete sich Möllemann: "FDP - Freunde der Pferde!" Also bitte, da hat die Partei doch den Stimmenfänger für die nächsten Wahlen.
Und über den Liberalismus sagte Boning: "Wir streben nach einer Gesellschaft, in der wir alle frei sind, und doch zusammen so´ ne Art ... äh ...".
Mit seinen klar strukturierten Ausführungen hat Wigald Boning auf jeden Fall nachdrücklich bewiesen, dass er den Bundestag beleben würde.

Westfälische Nachrichten, 13. März 1997