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Früher war alles viiieeel festlicher.

Bereits Ende August werden wir daran erinnert: Bald nun ist Weihnachtszeit! In den Regalen der Supermärkte wächst von Tag zu Tag das Sortiment an Lebkuchen und Marzipan und spätestens im Oktober treffen wir auch die Schokoweihnachtsmänner in den Regalen wieder. Aber die Weihnachtsstimmung bleibt aus. Anfang November ist die Stadt ein einziges Lichtermeer aus Kerzen und bunt geschmückten Weihnachtsbäumen. Ach wie schön, könnte man meinen, wäre da nicht der ständige Nieselregen. Nein, Festtagsstimmung kommt da wahrlich nicht auf. Stattdessen regen wir uns, wie jedes Jahr, darüber auf, dass der Weihnachtstrubel wieder so früh beginnt. Und erst der Prospekthagel! Angebote über Angebote, und dabei ist noch sooo lange Zeit bis Weihnachten. Mal ehrlich, wer hat schon Lust, sich im Oktober Gedanken über Geschenke zu machen? Auch die Weihnachtsmärkte, so scheint's mir, beginnen jedes Jahr eine Woche früher.

Dann endlich begeben wir uns in die eigentliche Vorweihnachtszeit. Für mich beginnt sie am ersten Advent. Oh Schreck, ist es tatsächlich schon wieder soweit? In Panik wühle ich den Keller nach brauchbaren Schmuckutensilien vergangener Jahre durch, um es gemütlich zu machen. Wäre da nicht meine Mutter, die uns alljährlich mit diversen Tüddelkram segnet... Hier ein Döschen, da einen Porzellanengel, eine bunte Lichterkette und sogar einen Adventskranz. Nachdem die dicke Staubschicht entfernt ist, sieht es nach brauchbarem Kitsch für das festliche Outfit der Wohnung zur Weihnachtszeit aus. Zum Basteln von Fensterschmuck reicht die freie Zeit leider nicht aus, also zieren dekorative Aldi Fensterbilder mit Weihnachtmotiven die Wohnung. Besser als nichts, denke ich, aber besonders stimmungsvoll wirken sie nicht. Ich überlege, was früher die Weihnachtszeit ausgemacht hat. Ja, ein Adventskalender und natürlich Plätzchen backen!

Aber mittlerweile bin ich 30 Jahre alt und einen Adventskalender schenkt mir keiner mehr. Aber die Kinder haben ja einen und finden das auch ganz toll! Jeden Tag Schokolade... . Und beim Plätzchenbacken muß ich mich jetzt um alles kümmern. Den Teig ausstechen und probieren und nach dem Backen Berge von Keksen verdrücken reicht nicht mehr aus. Jetzt heißt es, Backbücher wälzen, Einkaufslisten erstellen, an urlangen Supermarktschlagen anstehen, Teig zubereiten (die meisten Plätzchen werden aus Mürbeteig bereitet, und den konnte ich noch nie!) und dazu kräftig schwitzten (da war wohl der Becher Glühwein dran Schuld, den ich mir zur Unterstützung genehmigt habe). Aber schließlich ist alles vorbereitet, Kinder und Mann, die mir in Sachen Ausstechen tatkräftig zur Seite stehen wollen, sitzen bereits erwartungsvoll am Tisch. Stolz komme ich mit meinem gelungenen Mürbeteig herein und lege ihn vor den dreien hin. Wo ist die Teigrolle, fragt Saban. Eine gute Frage, aber so etwas besitzen wir gar nicht. Also, runter zur Nachbarin. Nachdem es endlich mit der Ausstecherei losgehen kann, sind meine drei Männer auch mit Feuereifer dabei. Für fünf ganze, lange Minuten.

Yannis und Joshua, gute ein und zwei Jahre alt, probieren den Teig, spielen ein wenig mit den Förmchen und haben dann keine Lust mehr. Saban wird durch einen geschäftlichen Anruf am Sonntagnachmittag(!) bei seinem gutgemeinten Unterfangen, mich zu Unterstützen, abgehalten. Also sitze ich mit meinem hochroten Glühweinkopf und dem Teigberg alleine da. Können Sie sich vorstellen, wieviel näher mich das zur berühmten Weihnachtsstimmung gebracht hat? Also, soviel zum Plätzchenbacken.

Jetzt zum Schenken. Obwohl wir es ja alle so gerne abstreiten, aber die Schenkerei ist und bleibt ein Highlight des Weihnachtsfestes. Schon als Kind habe ich es geliebt, Geschenke - insbesondere Weihnachtsgeschenke - zu bekommen.

Ich erinnere mich gerne an das erwartungsvolle Bauchkribbeln in den Dezemberwochen zurück. Obwohl meine Schwester und ich meinen Eltern Löcher in den Bauch gefragt haben, heraus bekamen wir nie etwas. Nur einmal, die Neugier war zu groß und unsere Eltern gerade nicht anwesend, sind wir wie durch Zufall bei Durchstöbern sämtlicher Schubladen auf "Die Sache mit den Meerschweinchen" gestoßen, eine Hörspielplatte, die uns die vorweihnachtliche Warterei etwas erleichtert hat. Konnten wir wissen, dass Eltern für die Weihnachtsgeschenke sorgen? Nein! Unterm Baum am heiligen Abend fanden wir sie dann wieder. "Oh, danke schön", riefen wir im Chor und von dem Tag an glaubten wir nicht mehr an den Weihnachtsmann. Heute weiß ich nur zu gut, dass Eltern - insbesondere Mütter - für die vielen Geschenke der Kinder und der restlichen Geschenke verantwortlich sind. Und dass das so gar keinen Spaß macht, weiß ich heute auch. Was soll man auch noch schenken? Egal, vielleicht kommen die Ideen ja beim weihnachtlichen Einkaufsbummel. Fehlgeschlagen: In der Stadt komme ich nur im Schneckentempo voran, Menschenmenge drängen sich um die wenigen Verkäufer, als seien diese Mitglieder der Back Street Boys. Hat man endlich ein Geschenk gefunden, so steht man im dicken Wintermantel in überheizten Kaufhäusern stundenlang der Kasse, eingeengt zwischen lauter schlechtgelaunten Gesichtern. Endlich ist es fast geschafft und ich sehne mich nach nichts mehr als nach draußen ins Schmuddelwetter zu gelangen, um endlich aus der Sauna befreit zu werden, da will der Kunde vor mir seine diversen Errungenschaften eingepackt haben... Schöne Bescherung! Ich frage mich ernsthaft, warum sich alle Leute erst im Dezember Gedanken um die Schenkerei machen!

Auf alle Fälle weiß ich jetzt warum es früher viel schöner war und die richtige Weihnachtsstimmung aufkam: Meine Mutter hat sich ja um alles gekümmert!

 

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