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100 Jahre open air - Das Norwegische Volksmuseum in Oslo feiert seinen 100. Geburtstag

Wer schon einmal in der norwegischen Hauptstadt Oslo gewesen ist, der wird sicherlich auch der Museumshalbinsel Bygdøy einen Besuch abgestattet haben. Auf Bygdøy ist es fast unmöglich, dem vor hundert Jahren gegründeten Norwegischen Volksmuseum (Norsk Folkemuseum) "aus dem Weg zu gehen". Sein Gründer Hans Jacob Aall (1869-1946) war ursprünglich damit beauftragt, Volkskunst aus dem ganzen Land zusammenzutragen. Doch auf seinen Sammelreisen 1893/94 wurde ihm klar, dass ein durchgreifender Modernisierungsprozess die bäuerliche Kultur bald vollkommen verändern würde. Es galt, neben "schönen" Dingen auch Gebäude und Gegenstände aus der Arbeits- und Alltagswelt zu retten. Heute sind etwa 230.000 Kulturgegenstände und 179 Gebäude überwiegend aus Süd- und Ostnorwegen im Besitz des Museums, das damit das größte kulturgeschichtliche Museum des Landes geworden ist. Von Hof zu Hof

Auf dem weitläufigen Gelände des Freilichtmuseums sind die alten Gebäude aus den Regionen zu Höfen zusammengefasst, eine chronologische oder geographische Ordnung gibt es nicht. Der wesentliche Gedanke ist vielmehr, dass die Besucher - wie die Reisenden der alten Zeit - "von Hof zu Hof ziehen", um sich mit alter Kultur und altem Brauchtum vertraut zu machen. Die Blockhäuser, die fast alle ein Grasdach haben, stehen wie Pfahlbauten nicht direkt auf dem Boden, sondern auf einer Holz- bzw. Steinkonstruktion, häufig mit reich verzierten Eckpfosten. Bei den meisten dieser Pfahlbauten handelt es sich um ´stabbur` oder ´bur`, Vorratshäuser. Das erklärt auch die besondere Bauweise: Lebensmittel und Futter sollten vor Ratten und Mäuse geschützt werden.

Im frühen Mittelalter kam mit dem ´loft` ein neuer Haustyp. Während das Erdgeschoss weiterhin als Vorratsraum für Lebensmittel genutzt wurde, diente die erste Etage entweder als Gästezimmer oder zur Aufbewahrung von Kleidung und anderen Kostbarkeiten. Zunächst wurde dieser Haustyp auf einer niedrigen Grundmauer errichtet, erst ab dem 16. Jahrhundert war es üblich, solche Häuser auf Pfähle zu setzen. Auch eine Vielzahl anderer Gebäude aus dem Mittelalter wie Schlaf-, Wasch- und Wohnhäuser sind der Nachwelt erhalten geblieben. In den Sommermonaten können viele der alten Blockhäuser auch von innen besichtigt werden.

Hofwirte
Häufig trifft man beim Spaziergang durch das Museumsgelände auf Menschen, die in Trachten gekleidet sind. Das Museum nennt sie "Hofwirte" - Leute, die Haus und Hof bewachen - und greift damit eine Bezeichnung aus dem Mittelalter auf. Seit Februar 1994 gibt es eine Sonderausstellung ´Folk og klede -skikk og bruk` (Volk und Kleidung - Brauchtum und Gebrauch), in der man Interessantes über das Thema Volkstrachten erfährt. In der Parallelausstellung ´Med egin hand` sind Möbel, Geschirr und andere Gegenstände zu besichtigen, die das norwegische "Hausleben" vom 15. Jahrhundert bis zur heutigen Zeit illustrieren. Im Laufe dieses Jahres finden anlässlich des Jubiläums weitere Ausstellungen statt. "Gamlebyen", die Altstadt, präsentiert im wesentlichen das alte Kristiania, das heutige Oslo. Besonders schön ist die Apotheke mit dem Schwan als Emblem. Die ´Svaneapotek` war die älteste Apotheke Norwegens, sie wurde 1595 in Bergen errichtet. Anlässlich des 100jährigen Jubiläums sind die Sagastua und die kleine Post aus Svartdal erstmals auf Bygdøy zu sehen. Eine weitere Attraktion des Freilichtmuseums ist die aus Gol stammende Stabkirche aus dem 12. Jahrhundert. In Norwegen gab es im Mittelalter etwa 1.100 Stabkirchen, die zum großen Teil im 11. Und 12. Jahrhundert erbaut wurden. Von ihnen sind heute nur noch wenige erhalten. Die Stabkirchen haben ihren Namen aufgrund ihrer Bauweise bekommen: hölzerne Säulen ("Stäbe") tragen die Dachkonstruktion.

NORDIS 2/ 94

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